Autor: Philippe Nemo
Tübingen: Mohr Siebeck 2005, 146 Seiten. UOrd 49.
Aus dem Französischen übersetzt von Dr. Karen Horn.
Inhalt
Der Begriff des „Westens“ schwingt heute bei allen Erörterungen großer geopolitischer Fragen mit. Dabei ist er ausgesprochen unscharf. Philippe Nemo, Professor an der École Supérieure de Commerce de Paris (ESCP-EAP) und Leiter des „Centre de recherche en Philosophie économique“ an der ESCP-EAP, unternimmt in diesem Buch mit Hilfe einer geschichtlichen Untersuchung den Versuch, den Begriff schematisch zu umreißen. Der Autor betrachtet die abendländische Kultur dabei nicht als ein Produkt des Zufalls und der Zwangsläufigkeit. Er erkennt in ihr vielmehr eine umfassende Aufbauleistung des Geistes, die von fünf Schlüsselmomenten strukturiert wird: die Erfindung der Polis und der Wissenschaft durch die Griechen, die Erfindung des Privatrechts und des Humanismus durch Rom, die ethische und eschatologische Prophezeihung der Bibel, die „päpstliche Revolution“ des elften bis dreizehnten Jahrhunderts und schließlich alles, was man gemeinhin als die großen demokratischen Revolutionen der Neuzeit bezeichnet.
Diese fünf Entwicklungssprünge haben in dem Verhältnis zwischen der gesamten Menschheit und ihrem Umfeld einen Wandel ohnegleichen verursacht. Und deshalb trägt die westliche Zivilisation, auch wenn sie sich aus einer originalen Geschichte ergab, im wahrsten Sinne universelle Züge. Diese dürfen von Multikulturalismus und kultureller Vermischung, wie ihn heute viele Stimmen predigen, nicht ausradiert werden.