Walter Eucken starb im März 1950, nur wenige Monate nach Gründung der Bundesrepublik. In den ersten Nachkriegsjahren hatte er die Militärregierungen der Westmächte hinsichtlich der wirtschaftspolitischen Ausrichtung des westdeutschen demokratischen Staates beraten. Die Entscheidung für die von Eucken geforderte marktwirtschaftliche Ordnung war zu dieser Zeit sowohl innerhalb der großen Parteien als auch unter der Bevölkerung durchaus umstritten. Vor diesem Hintergrund trieben wissenschaftliche Weggefährten und die Familie Walter Euckens – allen voran seine Frau Edith Eucken-Erdsiek – die Gründung des Instituts voran.
Die Gründungszeit des Walter Eucken Instituts
Friedrich August von Hayek ist Vorstand des Instituts
Friedrich August von Hayek war von von 1964 bis 1970 Vorstandsmitglied des Walter Eucken Instituts. Bereits in seiner Antrittsvorlesung kündigte er an, die Tradition der Freiburger Schule weiterführen zu wollen – was ihm u.a. mit Beiträgen zur evolutionären Genese sozialer Systeme sowie zur Konzeption des Wettbewerbs als Entdeckungsverfahren gelang. 1978 wurde er zum Ehrenpräsidenten des Walter Eucken Instituts ernannt, dem er bis zu seinem Tod im Jahr 1992 eng verbunden blieb.
Er gilt als einer der prägenden Ökonomen des 20. Jahrhunderts. Bereits als junger Professor an der London School of Economics beeinflusste er in den 1930er Jahren maßgeblich die Debatten auf dem Gebiet der Geld- und Konjunkturtheorie sowie über die Möglichkeit einer sozialistischen Wirtschaftsrechnung. Einer breiten Öffentlichkeit sollte er als intellektueller Gegenspieler von John Maynard Keynes im Gedächtnis bleiben.
Erich Hoppmann ist Vorstandsmitglied des Instituts
Erich Hoppmann trat 1968 die Nachfolge Hayeks auf dem Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik an der Universität Freiburg an und war von 1970 bis 1987 Vorstandsmitglied des Walter Eucken Instituts. Die wissenschaftliche Bedeutung Hoppmanns liegt auf dem Feld der Wettbewerbspolitik. Als in den 1960er-Jahren in Deutschland ein marktkonformes „Neues Leitbild für die Wettbewerbspolitik“ diskutiert wurde, setzte er sein Konzept der Wettbewerbsfreiheit entgegen. Dabei ging es um die Ausgestaltung des Kartellrechts bezüglich der Missbrauchsaufsicht oder Fusionskontrolle. Hayeks Erkenntnisse regten Hoppmann dazu an, die wettbewerbspolitische Diskussion entscheidend zu bereichern. Er konfrontierte ein wettbewerbspolitisches Leitbild mit Hayeks Vorstellungen von Wettbewerb als Ausdruck wirtschaftlicher Handlungsfreiheit und als Entdeckungsverfahren. Rückblickend auf die Debatte wird deutlich, dass Hoppmanns Konzept in der Wettbewerbstheorie zum Allgemeingut geworden ist: Bei der Novellierung des Kartellgesetzes hat es die Rechtsprechung in ihre Praxis übernommen.
Hayek erhält den Nobelpreis
Für seine wirtschaftstheoretischen Leistungen und für seine Analyse der Einbettung ökonomischer Phänomene in einen breiteren gesellschaftlichen Kontext erhielt Hayek 1974 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Mit Walter Eucken verbindet ihn insbesondere sein sozialtheoretisches Werk, in dessen Zentrum die Annahme der zwangsläufigen Begrenztheit menschlichen Wissens und der Selektivität unserer Wahrnehmung steht. Vor diesem Hintergrund gelangt Hayek zu der Auffassung, dass individuelles Verhalten über allgemeine gesellschaftliche Regeln koordiniert werden sollte, innerhalb derer sich die Menschen frei entfalten und ihr spezifisches Wissen einsetzen können. Damit wendet er sich insbesondere gegen die Auffassung des Sozialismus, wonach sich das menschliche Handeln einem „rationalen“ gesellschaftlichen Entwurf unterzuordnen hat.
James M. Buchanan erhält den Nobelpreis
Viktor J. Vanberg ist Direktor des Instituts
Die große wissenschaftliche Leistung Viktor J. Vanbergs (*1943), der von 2001 bis 2010 Direktor des Walter Eucken Instituts war und als Vorstandsmitglied und als Senior Research Associate dem Institut weiterhin angehört, beschreibt sein Nachfolger Lars Feld wie folgt: „Viktor Vanberg hat in den vergangenen Jahren die traditionelle Ordnungsökonomik hinsichtlich ihrer Anschlussfähigkeit an die moderne Ökonomik untersucht und sie in die Moderne überführt.“ Als studierter Soziologe, der lange Zeit am Center for the Study of Public Choice an der George Mason University an der Seite von James M. Buchanan wirkte, brachte Vanberg den amerikanischen Public Choice Ansatz mit der Freiburger Ordoliberalen Schule und der evolutorischen Ordnungsökonomik Hayeks zusammen.
Buchanan ist Ehrenpräsident des Instituts
Mit James M. Buchanans (1919–2013) Ideen konnte die traditionelle Freiburger Ordnungsökonomik an die Neue Konstitutionenökonomik anknüpfen. Eine enge persönliche Bindung zum Walter Eucken Institut, dessen Ehrenpräsident er von 2004 bis zu seinem Tod 2013 war, entstand in der Amtszeit von Viktor Vanberg, der mit ihm lange Jahre zusammengearbeitet hatte. Buchanan war als Mitbegründer der ökonomischen Theorie der Politik und Erneuerer klassisch liberaler Verfassungstheorien war bis zu seinem Promotionsstudium an der University of Chicago 1948 radikal wirtschafts- und staatskritisch, ein „flammender Sozialist“, wie er sich selbst beschrieb. Unter dem Einfluss von Frank Knight, dessen theoretischer Ansatz dem Ordoliberalismus ähnelte, wurde Buchanan zu einem Anhänger marktwirtschaftlicher Ordnungsideen. Seine Arbeiten zu Föderalstaaten, insbesondere zum Wettbewerb zwischen Gebietskörperschaften, sind für die aktuellen Forschungsprojekte am Walter Eucken Institut von großer Bedeutung.
Lars Feld ist Direktor des Instituts
Lars P. Feld (*1966) ist seit 2010 Direktor des Walter Eucken Instituts und zugleich Professor für Wirtschaftspolitik und Ordnungsökonomik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Aufgrund seiner Mitarbeit in verschiedenen wirtschaftspolitischen Gremien wie dem Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung oder dem Wissenschaftlichen Beirat beim Bundesministerium der Finanzen ist er einer breiten Öffentlichkeit als Experte für Fragen der Staatsfi nanzen und der Eurokrise bekannt.
Feld wird Vorsitzender des Sachverständigenrats
Nachdem Lars Feld bereits seit 2010 Mitglied im Sachverständigenrat war, wird er im Jahr 2020 zum Vorsitzenden gewählt.
Das Walter Eucken Institut ist ein Kompetenzzentrum für ordnungspolitische und ordnungsökonomische Grundlagenforschung.
Als unabhängige Einrichtung betreibt das Institut wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Forschung in der Tradition der Freiburger Ordoliberalen Schule. Dabei ist unsere Kernfrage, wie unsere marktwirtschaftlich-wettbewerbliche Ordnung erhalten und weiterentwickelt werden kann.
Mit Aktivitäten wie Vorträgen, Tagungen oder unseren Auftritten in Sozialen Medien fördern wir das öffentliche Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge und für die Soziale Marktwirtschaft.
In Studien zu Themen wie Digitalisierung und Migration zeigen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Walter Eucken Instituts, dass ordnungspolitisches Denken immer wieder Antworten auf aktuelle Herausforderungen geben kann. Mit Forschungsarbeiten zu Kommunal- und Länderfinanzen geben wir Antworten, wie ein föderales System ausgestaltet sein muss, um wettbewerbsfähig zu sein und auf eine breite Zustimmung der Bürger bauen kann.
„Gute Wirtschaftspolitik ist Ordnungspolitik“
Lars P. Feldüber das Motto, für welches das Institut seit seiner Gründung steht
Derzeit bearbeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Walter Eucken Instituts schwerpunktmäßig drei Forschungsbereiche: 1) Wirtschaftspolitik und Finanzwissenschaften, 2) Verhaltensökonomik und 3) Ideengeschichte.