Interne interdisziplinäre Konferenz des Walter Eucken Instituts, Rainer Hanks und Volker Riebles
Noch nie ging es den Menschen so gut wie heute: Wohlstand, Gesundheit, Langlebigkeit, subjektives Glücksgefühl. Zugleich erreicht die Prophetie vom baldigen Weltuntergang einen neuen Höhepunkt. Die (negativen) Weltuntergangsstimmungen haben die (positiven) Utopien in den Schatten gestellt. Apokalyptiker gelten als Realisten, Fortschrittsfreunde gelten als naiv. Diese Paradoxie ist Ausgangspunkt unserer Tagung.
Untergangsszenarien kommen von rechts, links und aus der Mitte: Klimawandel, Artensterben, Atomkrieg, Geburtenrückgang, KI, „Entvolkung“: Der „Homo Destructor“ sei dabei, sich sein eigenes Grab zu schaufeln und das Anthropozän zu beenden, heißt es.
Untergangsstimmungen und -prophetien sind nicht neu in der Geschichte. Warum sind sie so beliebt? Dass die Welt bislang nicht untergegangen ist, schreckt die Apokalyptiker nicht: Dieses Mal werde alles anders kommen, sagen sie.
In der Tradition unserer Freiburger Tagungen am Walter Eucken Institut (Macht, Narrative, Loyalität, Populismus, Stimmungen, Zufall, Vergessen, Autorschaft) soll der „Weltuntergang“ aus dem je spezifischen Blick verschiedener Fakultäten beleuchtet werden. Historiker, Theologen, Kunst- und Musikhistoriker werden einen andern Bick auf den verbreiteten Pessimismus haben als Psychologen, Hirnforscher oder theoretische Physiker. Daraus bezieht unser Tagungsformat seine Attraktivität.
Programm
Freitag, 23. Mai 2025
Begrüßung und thematische Einführung
Prof. Dr. Dr. h. c. Lars P. Feld (Walter Eucken Institut), Dr. Rainer Hank (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung) und Prof. Dr. Volker Rieble (LMU München
Die germanistische Perspektive
Prof. Dr. Klaus Vondung (Universität Siegen)
Die Perspektive der Hirnforschung
Prof. Dr. Volker Busch (Universität Regensburg)
Die althistorische Perspektive: Was merkte man vom Untergang des Römischen Reiches?
Prof. Dr. Hartmut Leppin (Universität Frankfurt)
Die psychiatrische Perspektive: Wie die Psyche das Ende der Welt überleben kann
Prof. Dr. Stefan Röpke (Charité Berlin)
Die religionswissenschaftliche Perspektive
Prof. Dr. Emmanouela Grypeou (Universität Stockholm)
Die sozio-ökonomische Perspektive: Vermögensungleichheit in Deutschland und der Welt
Dr. Charlotte Bartels (DIW Berlin)
Samstag, 24. Mai 2025
Die archivarische Perspektive: «Só ist nû zegángen romanum imperium» – Der St. Galler Prolog zur Consolatio Philosophiae von Boethius und die Endzeiterwartung um das Jahr 1000
Dr. Cornel Dora (Stiftsbibliothek St. Gallen)
Die kulturhistorische Perspektive: „Not with a bang but a whimper“: der enttäuschende Weltuntergang
Prof. Dr. Robert Folger, PhD (Universität Heidelberg)
Die musikwissenschaftliche Perspektive: Braucht Musik einen menschlichen Autor – und wenn ja, welche Musik?
Prof. Dr. Melanie Wald-Fuhrmann (Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik Frankfurt a. M.)
Die Perspektive der Physik
Prof. Dr. Ulrich Schollwöck (LMU München)
Die politikwissenschaftliche Perspektive: Der (weltweite) Untergang der Demokratie
Prof. Dr. Philip Manow (Universität Siegen)